matterien

thoughts

Moving wardrobes – Introducing a new project

I’m currently looking for German users of the second-hand online marketplace Kleiderkreisel.de that are interested in participating in my fieldwork on the circulation of second-hand clothes and its implications for questions of sustainability. Feel free to forward the call for participation (German only) included below.

Call for participation
Moving wardrobes – Teilnehmer für Feldforschungsprojekt zu Kleiderkreisel.de gesucht!

Zu Kleidung hat jeder eine Meinung und eine bestimmte Haltung. Schließlich besitzen die meisten von uns einen Schrank, der voll von ihr ist! Kleidung ist ein besonders interessanter Forschungsgegenstand, gerade weil sie so alltäglich, allgegenwärtig, normal und doch so umstritten, intim, negativ und positiv besetzt ist.

Wie kompliziert und wandelbar unsere Beziehung zu Klamotten  und bestimmten Kleidungsstücken ist, wird am deutlichsten, wenn man auf Second-Hand Kleidung blickt. Gerade deswegen ist ein Ort wie Kleiderkreisel.de so spannend: Hier tummeln sich tausende von Nutzern und Nutzerinnen aus ganz Deutschland und verkaufen Millionen von Kleidungstücken. Viele von diesen Klamotten waren vielleicht einmal Lieblingstücke in unserem Kleiderschrank, jetzt geben wir sie jedoch frei, warten auf einen neuen Besitzer und lassen etwas, was wir früher getragen und angezogen haben, an einen anderen Körper. Wie läuft dieser Prozess ab? Wann verschmelzt ein Kleidungsstück so sehr mit uns, dass es kein Massenprodukt mehr von H&M ist, sondern wir es als unseres, als Teil von uns betrachten? Und wie und wann löst sich diese intime Bindung wieder auf? Und was für eine Rolle spielt eine Plattform wie Kleiderkreisel.de hierbei? Genau das will ich in meiner ethnologischen Feldforschung untersuchen! Hast du Interesse daran teilzunehmen?

Was ist ‘Ethnologie’? Und was habe ich vor?
Mein Name ist Laura und ich studiere derzeit am University College London den Masterstudiengang “Digital Anthropology”, auf deutsch in etwa digitale Ethnologie. Die Ethnologie ist eine Wissenschaft, die den Menschen als Mitglied einer Kultur studiert. Ethnologen erforschen also Beziehungen zwischen Menschen, aber auch zwischen Menschen und Dingen. Das digitale davor bedeutet, dass ich auch an ihrer Beziehung zu Technologien interessiert bin.

Auch andere Wissenschaften studieren kulturelle Aspekte des Menschen, zum Beispiel die Soziologie oder die Geschichtswissenschaften. Was uns Ethnologen besonders macht, ist unsere Herangehensweise und unsere Forschungsabsicht: Wir versuchen den Menschen so zu verstehen, wie er ist. Bevor wir unsere Forschung anfangen versuchen wir alle gängigen Vorurteile, auch unsere eigenen, beiseite zu legen. Wenn wir also Kleidung und die Beziehung von Menschen zu Kleidung erforschen wollen, versuchen wir das ganz urteilsfrei zu machen. Wir nehmen weder von Anfang an, dass Kleidung oberflächlich ist, noch, dass sie kreative Ausdrucksmöglichkeiten bietet oder dass sie Ursache und Ausdruck von Ausbeutung, Konsumwahn oder Verschwendung ist. Statt dessen hören wir zu, welche Beziehung Menschen ganz konkret zu ihren Kleidungstücken haben und beobachten sie in ihrem Alltag und in ihren Lebensräumen. Der zweite Punkt ist besonders wichtig, denn oft sprechen Menschen über sich selbst und ihr Konsumverhalten und sind dabei beeinflusst von Ideen aus den Medien, die uns oft ganz bestimmte Vorstellungen davon geben, wie wir sein sollten – aber am Ende tun wir oft doch was ganz anderes! Hierin liegt das spannende an Feldforschungen in der Ethnologie. Wir versuchen herauszufinden wie Dinge und Menschen wirklich sind, aus ihrer eigenen Perspektive heraus!

Wie läuft die Forschung ab?
Gerade weil die Dinge, die wir als Ethnologen erforschen, nicht bestimmt sein sollen von unseren eigenen Vorstellungen der Wirklichkeit, sondern von denen der Forschungsteilnehmer und ihrer Lebensrealität, ist es wichtig, dass wir Zeit bekommen, diese kennenzulernen. Aus meiner Erfahrungen mit vergangenen Feldforschungen ist es oft schwierig diese Zeit und den Raum zu bekommen. Oft stimmen Menschen zu Feldforschungen zu in der Vorstellung es wären zwei oder drei Interviews in einem Café. Um Enttäuschungen und Fehleinschätzung zu vermeiden, hebe ich das ganz besonders hervor. Auch wenn wir zusammen die Forschung so gestalten können, wie es dir am besten passt, wäre es schön auch Einblicke in deine Wohnräume zu bekommen und Zeit mit dir zu verbringen, nicht unbedingt nur bei Interviews, sondern auch wenn du ganz alltäglich im Internet surfst oder einkaufen gehst. Keine Angst, dass sollen nicht fünf Tage am Stück sein. Aber was ich mir gut vorstellen kann, ist, dass ich dich im April ein oder zwei Tage lang in deinem Alltag begleite, und dann noch einmal im Mai und Juni wiederkomme. Aber das alles kann, wie gesagt, zwischen uns abgestimmt werden.

Wen suche ich?
Da ich ganz konkret die Nutzung von Kleiderkreisel untersuchen will, ist eine Voraussetzung, dass du aktives Mitglied bei Kleiderkreisel.de bist. Das heißt, du hast momentan mindestens ein Kleidungsstück in deinem Konto zum Verkauf stehen und besuchst die Seite regelmäßig, um Kleidung zu suchen und vielleicht auch zu kaufen. Außerdem bist du mindestens 18 Jahre alt. Das sind die einzigen Bedingungen zur Teilnahme. Eine finanzielle Entschädigung kann ich leider nicht bieten. Durch deine Teilnahme kannst du aber mehr über Feldforschungen erfahren und wir können uns gerne zu den Themen meiner Forschung oder anderen Dingen austauschen!

Bei Fragen oder zur Kontaktaufnahme melde dich gerne bei mir: laura@matterien.com